MAPLe, DAS SCHLAUSTE EMG

16/06/2015

Produkt im Scheinwerferlicht,  B-wijzer - Verfasser: Nynke Feenstra

Das neue EMG-Gerät MAPLe hat einen Messfühler, der in der Vagina oder im Anus an 24 Stellen die Aktivität der Beckenbodenmuskeln registriert. Dadurch lässt sich laut Hersteller Novuqare eine genauere Diagnose erstellen und eine zielgerichtetere Behandlung durchführen. Unter den Beckenphysiotherapeuten ist Judith Jesterhoudt eine der ersten, die mit dem MAPLe arbeitet. Sie ist am Beckenfachzentrum PelvicMotion in Naarden/Niederlande tätig. Wie sind die bisherigen Erfahrungen mit dem MAPLe?

Sie arbeiten seit November 2014 mit dem MAPLe. Wie viele Patientinnen haben Sie inzwischen mit dem Gerät behandelt?

„Mein Kollege und ich haben es bei etwa 40 Patientinnen eingesetzt. Die üblichen EMG-Geräte benutzten wir schon nicht mehr, weil sie nur eine durchschnittliche Muskelaktivität des gesamten Beckenbodens messen und das nützte uns nichts. Wir waren auf Echographie umgestiegen. MAPLe ist eine enorme Verbesserung. Ich kann jetzt genau sehen, welche Muskelschicht überaktiv ist und welcher Muskelteil kaum etwas macht.“

Haben Sie bereits gemerkt, dass Sie mit dem MAPLe bessere Ergebnisse erzielen?

„Noch nicht bei allen Beckendysfunktionen, aber zum Beispiel schon bei Patientinnen mit Steißschmerzen. Nach einer Geburt kommt es manchmal zu diesen Beschwerden und der Hausarzt oder Betriebsarzt kann bei der Untersuchung nichts feststellen. Bei Steißschmerzen bringen wir den Messfühler anal ein. Ich hatte eine Patientin mit Steißschmerzen, bei der keine Abweichung zu sehen war, solange sie auf der Behandlungsbank lag. Doch sobald sie aufstand oder sich auf einen Stuhl setzte, kamen die Schmerzen. Auf dem iPad sehen wir, dass der tiefste Ring im hinteren Quadranten (siehe Abbildung 2) schwarz wurde. Das bedeutet, dass der Musculus coccygeus und Levator Ani enorm am Steißbein zogen. Auf dem Bildschirm zeigte ich der Patientin, was in ihrem Beckenboden geschah, das verschaffte ihr Einblick. Mit Elektrostimulation konnte ich sie überdies spüren lassen, wo dieses Stückchen Muskel liegt, das sie locker lassen musste. So entdeckte die Patientin, wie sie den Muskel entspannen konnte. Zur Unterstützung bekam sie entspannende Elektrostimulation mit dem MAPLe, wodurch der Schmerz nachließ.“

Dem Hersteller Novuqare zufolge hat sich die Behandlung einer überaktiven Blase durch das MAPLe signifikant verbessert. Ist das auch Ihre Erfahrung?

„Wir haben bisher fünf Patientinnen mit einer überaktiven Blase mit dem MAPLe behandelt. Man kann den Messfühler so drehen, dass die Urethra genau zwischen zwei Elektroden liegt. Wenn man nur mit diesen beiden Elektroden das Gebiet um die Urethra herum stimuliert, beruhigen sich die Nervenstrukturen, die den Stimulus „ich muss Wasser lassen“ zum Gehirn weiterleiten. Schon nach drei oder vier Behandlungen hatten diese fünf Patientinnen viel weniger Harndrang. Das unangenehme Gefühl hatte sich gelegt.“

Haben Sie auch so gute Ergebnisse bei der Behandlung von Inkontinenzproblemen?

„Bei Inkontinenz liegt die Sache komplizierter. Bei einer Patientin mit Stuhlinkontinenz sahen wir beispielsweise auf dem MAPLe, dass die tieferen Muskelschichten zu hart arbeiteten und dass der innere Afterschließmuskel fast nichts tat. Was war aber konkret das Problem? Drückten diese tieferen Muskelschichten den Stuhl nach außen? Oder war der schwache Schließmuskel das Problem? Dann steht man vor der Frage, was besser ist: erst den inneren Schließmuskel stärken und danach an der Entspannung der tieferen Muskelschichten arbeiten? Oder umgekehrt? Das ist neu. Das MAPLe bringt einen als Therapeuten zum Nachdenken: Was mache ich eigentlich? Und die Patientin muss mit den Informationen, die man ihr über das MAPLe gibt, umgehen können. In Bezug auf Inkontinenzprobleme sind wir also erst dabei herauszufinden, was wir mit diesen neuen Informationen machen können. Ich betrachte das MAPLe als enorme Anreicherung für unser Fach.“

MAPLe-Messfühler 

MAPLe probe


Der MAPLe-Messfühler hat die Form eines langen Tampons. Er wird während der Beckenphysiotherapie in die Vagina oder den Anus eingeführt. Im MAPLe-Messfühler befinden sich vorn, hinten, links und rechts Elektroden, welche die Muskelaktivität registrieren. Die Messungen finden nicht nur ringsum statt, sondern auch von unten nach oben. Ingesamt erfolgen also Messungen an 24 Stellen. 

Auslessen der Messergebnisse

MAPLe mvc

Die Messergebnisse werden auf einem iPad auf zwei Weisen dargestellt: mit einer Linie und mit Kreisen. Die vier Quadranten repräsentieren die Vorder-, Rück-, linke und rechte Seite des Unterleibs. Man blickt sozusagen durch einen Trichter. Welche Teile der Beckenbodenmuskulatur sind aktiv. Für die Grautöne gilt: je heller, desto weniger aktiv. 

 


 


 

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